Nur weil Menschen zusammen arbeiten sind sie noch lange kein Team. Wir haben uns mit Unternehmenscoach und Mediator Thomas Dörtelmann unterhalten und erfahren, was in Sachen Kommunikation in Teams schief läuft und was das eigene Ego damit zu tun hat.
Wann ist ein Team ein Team und wann ist es keins?
Nur weil ein paar Leute zusammen arbeiten - oftmals nur versuchen oder vorgeben zusammen zu arbeiten - sind sie noch kein Team. Sie sind dann eher eine Gruppe. Ziel und Sinn eines Teams ist es – zumindest nach meinem Verständnis – Synergien zu nutzen. Wir alle sind doch in unseren Fähigkeiten beschränkt, mögen sie auch noch so großartig sein. Und häufig sind sie viel größer, als man auf den ersten Blick glaubt.
"Wer sein Ego nicht beherrscht, kann Teams sprengen."
Welche Eigenschaften sollten wir mitbringen, wenn wir in Teams arbeiten (möchten) ?
Als Team generell muss auf jeden Fall ein Teamgeist da sein.
Das Bewusstsein, dass man aufeinander angewiesen ist, wenn man das beste Ergebnis erreichen will. Dass man nur gemeinsam, im Zusammenspiel mit den anderen Teammitgliedern, weiter kommt als allein.
In persönlicher Hinsicht ist es glaube ich zweierlei: Kommunikation und Beherrschung des Egos. Kommunikation können wir ja angeblich alle. Wir machen es ja schließlich den ganzen Tag. Aber das stimmt nicht. Wenn ich hier von Kommunikation spreche, dann meine ich gute Kommunikation. Und das kann leider nicht jeder. Aber die gute Nachricht ist: Man kann es lernen.
Was gute Kommunikation ist, darüber gehen die Meinungen sicherlich auseinander. Aber für mich ist Zuhören eines der Schlüsselelemente.
Und wer sein Ego nicht beherrschen kann, der kann oftmals ein Team sprengen. Wir alle haben Ego und unsere eigenen Interessen. Das zu verneinen wäre naiv. Aber gerade im Team muss man sein Ego unter Kontrolle haben, sonst wird es schwierig.
Was kann man tun, wenn es im Team nicht rund läuft?
Man kann an den Ursachen arbeiten. Es gibt ja Gründe, warum es nicht läuft.
Das könnte mangelnde Kommunikationsfähigkeit sein. Das könnten unklare Ziele oder unklare Rollen bzw. Funktionen im Team sein. Wenn in einer Fußballmannschaft alle als Mittelstürmer spielen wollen, ist es kein Team.
Und manchmal, so bitter das auch ist, hilft nur die Auswechselung. Um mal im Fußball-Bild zu bleiben. Es gibt immer Akteure, die sind im Team nicht richtig aufgehoben. Die haben ihre Qualitäten, ihre Fähigkeiten, aber dem Team tun sie nicht gut. Dann ist es ratsam, sich zu trennen. In Afrika gibt es ein Sprichwort: "Wenn du schnell reisen willst, geh alleine. Wenn du weit reisen willst, geh mit anderen". Manchmal will man schnell sein, manchmal will man weit gehen. Das Team ist nicht immer die beste Lösung. Und so sind manche auch besonders stark ohne Team oder außerhalb des Teams. Auch das gilt es zu erkennen und zu akzeptieren.
"Coaching hilft bei der Reflexion und das kann die Beherrschung des Egos erleichtern."
Wie können Coachings für Führungskräfte und Mitarbeiter helfen Teams auf die richtige Spur zu bringen?
Coaching hilft bei der Reflexion und das kann die Beherrschung des Egos erleichtern. Es kann auch helfen, sich selbst zu verstehen und die eigene Kommunikation zu verbessern. So wäre Coaching auch nur ein Hilfsmittel. Kommunikationsfähigkeit kann man auch in Workshops entwickeln, verbessern, trainieren. Ich glaube, dass Teams Führungskräfte vor besondere Herausforderungen stellen, abhängig von ihrem Verständnis von Führung. Teams sind geprägt von horizontalen Beziehungen, man agiert auf Augenhöhe, auch wenn es natürlich sowas wie „Leitwölfe“ gibt. Führung bedeutet aber in der Regel eine vertikale Beziehung, ein Oben und Unten. Das ist sicherlich unterschiedlich ausgeprägt.
Aber im Team muss die Führungskraft sich mehr oder minder zurücknehmen. Manchen fällt das schwer, zumal das Arbeiten im Team Führungskräfte ja grundsätzlich nicht überflüssig macht. Aber es verlangt eine besondere Balance zwischen solchen horizontalen und vertikalen Beziehungen.
Das Thema Mediation: Wie kann das helfen?
Über Mediation könnte man viel sagen. Es gibt ja viele dicke und dünne Bücher dazu. Mediation ist zunächst mal ein Verfahren zur Beilegung von Konflikten, von Streit. Es nutzt Elemente wie Reflexion, Aufmerksamkeit, Respekt, Kreativität. Und all das kann man natürlich auch im Team nutzen, wenn es kracht, aber am besten auch schon vorher. Insofern kann Mediation oder zumindest Elemente der Mediation auch im Team helfen, gute Kommunikation zu fördern.
Wie können wir Teams unterstützen, wenn sich Arbeitsprozesse oder Strukturen ändern?
Manchmal brauchen Teams keine Unterstützung von außen. Sie funktionieren gut und können sich auch anpassen an Veränderungen. Wenn die Veränderungen aber zu groß werden, kann Unterstützung von außen helfen. Dann geht es darum, die Kommunikation zu fördern, Prozesse, Rollen bewusst zu machen, zu hinterfragen und gegebenenfalls neu zu ordnen.
Wir alle sind doch immer wieder in der Falle, dass wir gern möchten, dass alles so bleibt wie es ist und sich doch verändert, sprich besser wird. Das gilt auch für Teams.
Da gibt es schon sowas wie Massenträgheit. Wenn man dann moderiert und bewusst macht, den Überlegungen Struktur geben kann, dann entwickelt sich auch Dynamik. Bei manchen mehr und schnell, bei anderen eher langsam, dafür aber nachhaltig.
Oft genug gehen Teams gestärkt aus solchen Prozessen hervor. Erfolg verbindet. Und einer der Gründe, die für Teams sprechen, sind neben der Hebung von Synergien sicherlich unser menschliches Bedürfnis nach Verbindung. Wir wollen mit anderen gemeinsam sein.
Über Thomas Dörtelmann
Thomas Dörtelmann startete seine Karriere nach dem Studium in einer Unternehmensberatung. Seit 24 Jahren ist er nun als Finanzberater tätig und begleitet Menschen bei ihren wirtschaftlichen Entscheidungen. Dabei stellte sich immer öfter heraus, dass es um mehr geht als nur ums Geld. Für seine Klienten ist es die Erfüllung von Lebensträumen. Daraus entwickelte sich vor einigen Jahren das Coaching und im Anschluss auch die Mediation.
"In den vielen Jahren einer solchen Berufserfahrung lässt es sich gar nicht vermeiden, in Teams zu arbeiten. Als Coach und Mediator arbeite ich aber weniger in Teams als mit Teams, das heißt, ich begleite sie mit dem Ziel, sie als Team zum Erfolg zu führen", erklärt Thomas Dörtelmann seine eigene Rolle.
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